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Parametrische Formgebung

Ich hatte jetzt im August 3 Wochen Zeit, Dinge auszuprobieren und mich weitgehend treiben zu lassen, ohne konkrete Ziele umsetzen zu wollen. Bzw. ich habe es mir irgendwann verboten, konkrete Aufgaben umzusetzen. Es war so eine Art Brainstorming und eine Auseinandersetzung mit den Bedingungen und Möglichkeiten der Software Rhino 3d. Besonders angetan war ich zuletzt von den Möglichkeiten des Befehls “anordnen”. Er ermöglicht die Erstellung z.T. sehr komplex wirkender Strukturen, die durch Addition und Reihung einfacher dreidimensionaler Grundmuster zustande kommen. In der virtuellen Umgebung bedarf es keiner Fügetechniken. Das gewährleistet ein hohes Maß an Freiheit in der Zusammenstellung der Komponenten. Es genügt allein die Festlegung der räumlichen Beziehungen und die ungefähre Überschneidung der Elemente, um ein räumliches Objekt zu konstruieren, das dann beliebig oft kopiert und “angeschlossen” werden kann. Die “Fügetechnik” übernimmt später der Drucker quasi in seiner Eigenschaft als Schnittstelle von der digitalen zur physischen Welt, indem er das klebrigflüssige, fotoempfindliche Material Schicht für Schicht bauplangemäss aushärtet. Mit der neuen additiven Fertigungstechnik sind einige bisher gültige Grenzen des technisch und ökonomisch Machbaren in der Metallgestaltung weggefallen.

Die Einflüsse sind klar! Ich verfolge seit einiger Zeit fasziniert Blogs und Beiträge zu den Stichworten Parametrische Architektur und Parametrisches Design auf Instagram. Im Bereich Architektur ist Rhino3d offenbar sehr verbreitet. Die 3D-Drucktechnik hat schon seit einiger Zeit die Dimensionen gesprengt und wird u.a. auch erfolgreich beim Hausbau angewendet.

Eine Web-Recherche zum Thema ergibt, dass der Architekt Patrick Schuhmacher in 2008 ein Manifest zur Parametrische Architektur veröffentlicht hat. Schuhmacher war nicht irgendein Architekt, sondern Mitarbeiter und Teilhaber in dem sehr populären Architekturbüro von Zaha Hadid, die zunächst unter dem Stichwort “Dekonstruktivismus” seit Anfang der 1980iger Jahren ihre Akzente setzte.

Thema Werbung

Ich habe 8 Monate nach meinem Neustart bei Etsy so langsam ein echtes Problem: Etsy zweigt sich für meine Sichtbarkeit auf der Plattform horrende Beträge von meinen Einkünften ab. Da bleibt nicht viel übrig. Es bleibt andererseits aber auch wenig Spielraum, die Preise entsprechend anzupassen. Das Finanzamt wird irgendwann verlangen, dass ich meine Gewinnerzielungsabsicht nachweise, oder die Steuerersparnis der vergangenen Jahre zurückzahle (?). Der Zeitaufwand für den Nebenerwerb hat Grenzen, weil der Brotjob mit Recht Priorität verlangt. In dieser Schere bewege ich mich und versuche mich in der Balance.

Ein Steuerwerkzeug in dieser Situation ist u.a. die Werbung, mit deren Hilfe ich dann entweder gegenüber dem Finanzamt meine Gewinnerzielungsabsicht untermauere oder- wenn’s gut läuft – in die schwarzen Zahlen komme und zunehmend Gewinn mache mit meinen Verkäufen. Da will ich gerne hin! Zunächst ist Werbung aber auch ein ziemlicher Kostenpunkt. (Und vor aller Werbung muss natürlich das Angebot stimmen, breiter werden – die andere Baustelle).

Ich hatte lange ein ablehnendes Verhältnis zur Werbung. Werbung nervt! Aber ohne Werbung wird man im Internet gar nicht wahrgenommen. Man findet gar nicht statt, mal abgesehen von Social Media Aktivitäten. Also doch Werbung! Gibt es weniger nervige Werbung? Gibt es evt. eine Form der Werbung, die mir entspricht – oder die mir wenigstens eher entspricht?

Nervige Werbung ist vor allem breitgestreute Werbung, die in hohem Maß auf desinteressierte Empfänger trifft. Wenn Werbung persönlich relevant ist und bei gezielter Ansprache auf Interesse stösst, macht das Sinn und sogar Lust. So gesehen sind Google und Facebook – abgesehen von datenschutzrechtlichen Bedenken – auf einem richtigen Weg, wenn die Zielgruppen zunehmend genauer angesprochen werden können.

Schmuck ist in mehrerlei Hinsicht vor allem ein visuelles Ereignis, visuelle Kommunikation. Insofern sind Bilder das geeignete Medium, die Interessenten zum Schmuck zu bringen! Das können Fotos oder bewegte Bilder sein. Es bleibt mir noch ein wenig Zeit bis zum Herbst, da einiges auszuprobieren …

Die Doppelcreolen

… sind eine Geschichte mit langem Vorlauf und diversen Versuchsmodellen in Papier und Polystyrol.

Eine dieser Varianten hat nun den Versuchsstatus hinter sich gelassen. Ein Nachbau des Models in Rhino3d ermöglichte die Herstellung des Prototyps in Silber. So “glanzvoll” wie auf dem Foto soll es aber im Endeffekt nicht werden. Ich habe hier die Treppenstruktur des 3D-Drucks planpoliert. Das wirkt jetzt ein bisschen wie verzinktes Stahlblech. Das wäre jetzt noch nicht so ganz das, was mir vorschwebt – ist aber eine gute Grundlage für eine ebenmässige Mattierung.

Schmuck+ im Alten Schlachthof Pforzheim

Nach langer Corona-Pause gibt es am Wochenende des 3.-4. Juli 2021 mit der Schmuck+ erstmals wieder eine leibhaftige “Verkaufsausstellung” für “gestalterisch anspruchsvollen zeitgenössischen Schmuck und Objekte der Alltagskultur” im Alten Schlachthof in Pforzheim. Sie knüpft an die jährlich unter der Überschrift “Lust auf Schmuck” stattfindenden Pforzheimer Designermärkte an und unternimmt eine Fortführung mit einem neuen Konzept.

Geöffnet ist an beiden Tagen zwischen 11-19 Uhr.

Nähere Infos : https://schmuckplus-pforzheim.com/

Die Creole-Shape Ohrstecker sind soweit

Stille Vorbilder für diese flächigen Creolen-Geschichten sind vermutlich doch die Werkzeugklingen und Ziehklingen in den Schränken der Wagnerwerkstatt meines Opas, die mich als Kind sehr beeindruckt haben. Die Creole an sich ist für mich der Urtyp des Ohrrings, den schon die Kelten bei ersten Metallgussversuchen umzusetzen versuchten. Die Form ist klassisch und in Abwandlungen bis heute aktuell geblieben und regt zur formalen Auseinandersetzung an …

Ohrstecker-Rosette in Sternanordnung

Im folgenden Entwurf habe ich versucht, ein “neues” Konstruktionsprinzip in der Gestaltung der Ohrstecker-Rosette umzusetzen. Frischer Wind für den Kopf! Anstelle der bisherigen ineinander geschachtelten Becherformen treten sternförmig angeordnete Halbkreise, die in offene Y-Formen “aufgelöst” wurden. Die Software hat dann auch ihre Eigenwilligkeit beigesteuert und die eigentlich angelegten Deck- und Seitenflächen der Y-Formen in der Darstellung unterschlagen. Eine zu komplexe Aufgabe für 32GB Arbeitsspeicher und eine 4GB Grafikkarte?

Das Objekt würde mit geschlossenen Deck- und Seitenflächen wesentlich schwerer und kompakter wirken. Insofern passt es dann doch so ganz gut … lässt sich so aber wahrscheinlich nicht drucken.

Nach ein paar Nächten drüber schlafen kommt mir die Idee, dass die angewendete Technik “Trimmen” die offenen Seiten verursacht hat. Mit der Anwendung “Boolsche Differenz” hat man in diesem Fall vermutlich das gewünschte Ergebnis (?)

So, inzwischen hier noch ein vorläufiges Ergebnis mit geschlossenen Seiten und Deckflächen. Das hat jetzt allerdings eine ganz andere Wirkung …

Und noch ein “Lampignon”: jetzt wieder 11-strahlig … ist wohl noch offen, wie das Objekt letztendlich zur Anwendung kommt. Hängt davon ab, wie viel das Objekt am Ende wiegt!

Design-Entwicklung ist ein Prozess

Entwicklung ist ein Prozess. Voraussetzung ist, dass man sich auf den Weg macht und die Dinge in Betracht zieht, die am Weg liegen. Darüberhinaus ist Design oft dann  besonders fruchtbar, wenn ein Transfer aus anderen Bereichen gelingt, die auf den ersten Blick wenig mit der aktuellen Aufgabenstellung zu tun haben – z.B. eine formale Verknüpfung mit dem Erdbeereis, der Bibliothekseinrichtung, dem Zeitschriften-Layout etc. … , das gestern oder im Vorjahr “am Weg lag”. 
Von  daher  sollte  man  bei der Design-Entwicklung sinnvollerweise  klein  anfangen, aufmerksam vorangehen, themenübergreifend denken und  nicht  schon  zu  Beginn  das Endprodukt vorweg nehmen wollen.

Beispiele für solche Transfer-Ergebnisse bei Schmuckobjekten von lepompier-schmuckdesign sind der Schwalbenschwanz-Ring  und der Zungenring. Bezugsquelle bei der formalen Gestaltung des Schwalbenschwanz-Rings war eine Verzapfungstechnik aus dem Holzbau, während beim Zungenring die Idee der Auskragung aus dem Bereich Architektur kommt.  Die Übernahme dieser Einflüsse geschieht dabei oft nicht bewusst, sondern findet während des Formfindungsprozesses im spielerischen Umgang mit Lösungsmöglichkeiten statt. Die Bewusstwerdung der Zusammenhänge ermöglicht dann ggfs. auch den bewussten Transfer weiterer formaler Lösungsmöglichkeiten aus diesem Bereich.

Ein wiederkehrendes Gestaltungsprinzip bei lepompier-schmuckdesign ist  die transparente Schichtung  von Metallblechen. Das Prinzip des transparenten “layers” wurde aus der digitalen Bildbearbeitung übernommen  und für die Konstruktion und Gestaltung  von Schmuck fruchtbar gemacht (siehe auch Foto unten).

Vorstufen zum Sattelring ( lepompier-schmuckdesign)
Experimentelle Schmuck-Formen (entstanden am Berufskolleg für Formgebung-Schmuck und Gerät 1998), Kupfer (oxidiert)